Sagt dir die Formulierung „Gute gesunde Schule“ etwas? Vermutlich nicht.
Mir persönlich hat sie nichts gesagt, bis ich sie das erste Mal von meiner Yogalehrerin und Ausbilderin im Rahmen meiner Yogalehrerausbildung gehört habe. Sie, die eigentlich auf einem ganz anderen Feld arbeitet, wusste um die Bedeutsamkeit der Lebenswelt Schule und hat sich immer viel damit und mit der positiven Ausgestaltung dieser beschäftigt. So lernte ich also in der Yogalehrerausbildung, was eine gute gesunde Schule ist und dass es dazu Initiativen gibt. Eine Information, die ich eigentlich vom Referendariat oder der Arbeit an der Schule erwartet hatte, was mich damals sehr nachdenklich gestimmt und dafür gesorgt hat, dass ich mich außerschulisch stark mit der Frage zu beschäftigen begann: Wie können Schulen zu gesunden Lern- und Lebenswelten werden.
In diesem Blogbeitrag will ich deswegen darüber sprechen, was eine gute gesunde Schule ist, wie ein gutes Schulklima zur Stressbewältigung beitragen kann und was wir alle dazu tun können, diese Atmosphäre für unsere Schule zu erschaffen.
Was ist eine gute gesunde Schule?
Sucht man eine Definition für diese Bezeichnung, dann findet man Folgendes: “Eine gute gesunde Schule ist eine Schule, an der die Prinzipien der Gesundheitsförderung verinnerlicht wurden und durchgängig umgesetzt werden. Lehrkräfte als auch Lernende werden durch eine Kompetenzförderung darin bestärkt, lebenslang zu lernen und eine gesunde Lebensweise umzusetzen.[1]
Das klingt erst einmal ganz schön hölzern und deswegen möchte ich das ein wenig aufschlüsseln. Eine gute gesunde Schule zeichnet sich durch mehrere wesentliche Merkmale aus, die das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aller Beteiligten fördern. Zu ihnen gehören:
Positives Schulklima und zwischenmenschliche Beziehungen: Ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander, in dem das Wohl aller Schulmitglieder im Mittelpunkt steht.
Wohlbefinden aller Beteiligten: Das Wohlbefinden von Schüler*innen, Lehrkräften und allen Schulmitgliedern wird aktiv gefördert und erhalten.
Gesundes Lehren und Lernen: Die Lernumgebung ist partizipativ, wertschätzend, transparent, unterstützend, gemeinsam, belastungsgerecht, ergonomisch, kohärent, datengestützt, zielorientiert und mitarbeiterorientiert gestaltet.
Gesundheitsthemen im Unterricht: Es werden Themen wie Selbstwertgefühl, Bewegung, Ernährung, Entspannung, Empowerment, Toleranz, Verantwortung, Teamfähigkeit, Frustrationstoleranz, Anstrengungsbereitschaft und Prävention vermittelt.
Bewusste Gestaltung der Rahmenbedingungen: Lern- und Arbeitsplätze sowie Bewegungs- und Ruheräume sind ergonomisch und gesundheitsfördernd gestaltet, wobei das Schulklima und die Anerkennungskultur stets berücksichtigt werden.
Jetzt wissen wir, was eine gute gesunde Schule ist. Aber warum ist das Schulklima eigentlich so wichtig?
Ein positives Schulklima ist die Basis für ein harmonisches und produktives Arbeitsumfeld. Wenn sich alle – Schüler*innen, Lehrer*innen und das gesamte Schulpersonal – wohlfühlen, wirkt sich das auf die gesamte Schulgemeinschaft aus. Für uns Lehrer*innen bedeutet das konkret: weniger Stress, mehr Freude an der Arbeit und letztlich eine bessere Gesundheit.
Stressbewältigung durch ein gutes Schulklima
Ein gutes Schulklima kann also für uns Lehrkräfte maßgeblich dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Erreichen können wir das z.B. durch:
1. Unterstützung durch Kolleg*innen
Ein starkes Kollegium ist Gold wert. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen und wertschätzen, fühlen wir uns weniger allein mit unseren Herausforderungen. Ein offenes Ohr, ein kurzer Austausch in der Pause oder gemeinsames Lachen können wahre Stresskiller sein. Und an einer Schule, an der man sich von Kolleg*innen unterstützt fühlt, arbeitet man gerne, was sich auf das Arbeitsklima auswirkt.
2. Wertschätzende Schulleitung
Eine Schulleitung, die unsere Arbeit anerkennt und uns wertschätzt, kann viel zur Verbesserung unseres Wohlbefindens beitragen. Lob und Anerkennung motivieren und geben uns das Gefühl, dass unsere Arbeit gesehen und geschätzt wird, was ebenfalls zu einer positiven Atmosphäre am Arbeitsplatz beiträgt.
3. Strukturierte Kommunikation
Eine offene und klare Kommunikation innerhalb des Kollegiums und der Schulleitung verhindert Missverständnisse und Unklarheiten, die oft zu Stress führen. Regelmäßige Besprechungen, transparente Entscheidungsprozesse und ein offener Austausch tragen zu einem harmonischen Schulklima und heben die Energie bei.
4. Schüler*innen einbeziehen
Ein respektvoller Umgang mit den Schüler*innen und deren Einbindung in Entscheidungsprozesse kann das Schulklima positiv beeinflussen. Wenn Schüler*innen sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlen, sind sie motivierter und kooperativer, was wiederum unseren Arbeitsalltag erleichtert und eine positive Energie im Umgang mit den Schüler*innen erzeugt, die durch die Tage „fliegen“ lässt.
Die “gute Gesunde Schule”: Mehr als nur ein gutes Gefühl
Das Konzept der “gute Gesunden Schule” geht über das individuelle Wohlbefinden hinaus. Es beschreibt ein System, das auf effiziente Weise den Erziehungs- und Bildungsauftrag erfüllt – ähnlich wie ein gesunder Betrieb, der wirtschaftlich erfolgreich ist. Eine Schule ist dann gesund, wenn sie unter den gegebenen Bedingungen effektiv arbeitet und dabei sowohl die Ergebnisse als auch den Prozess berücksichtigt.
Die stärkste Ressource: Unsere Schüler*innen
Interessanterweise zeigt die Forschung zur Lehrergesundheit, dass der Umgang mit Schüler*innen zwar der höchste Belastungsfaktor ist, aber gleichzeitig auch die stärkste Ressource für Lehrkräfte. Die positive Interaktion mit Schüler*innen kann uns Energie geben und uns in unserem Beruf bestärken.[2] Deswegen ist das Zusammenarbeiten mit den Schüler*innen unsere stärkste Ressource in der Ausgestaltung eines guten Schulklimas.
Fazit: Ein gutes Schulklima als Schlüssel zu unserer Gesundheit
Indem wir gemeinsam an einem harmonischen und unterstützenden Arbeitsumfeld arbeiten, können wir nicht nur unseren eigenen Stress reduzieren, sondern auch die gesamte Schulgemeinschaft stärken. Ein Ziel auf das hinzuarbeiten sich lohnt, auch wenn es zahlreiche Entwicklungsaufgaben sind, die zu bewältigen sind, um eine gute gesunde Schule zu verwirklichen.
Es ist essenziell, ein gemeinsames Verständnis von Schule und Lernen zu entwickeln und dies als Kern des Schulprogramms zu verankern. Schulen sollten Räume schaffen, die aktives Lernen, Bewegung, Entspannung und Kommunikation fördern. Eine hohe Achtsamkeit hinsichtlich des Klassen- und Unterrichtsklimas, basierend auf einem „no blame approach“, ist entscheidend. Ebenso wichtig ist es, die Professionalität jeder Lehrperson durch transparente und effektive Lehr- und Lernmethoden zu erhöhen. Das „Sozialkapital“ der Schule, bestehend aus gemeinsamen Überzeugungen, Werten und Regeln sowie der Qualität und dem Umfang der sozialen Beziehungen, sollte gestärkt werden. Schließlich sind Maßnahmen zur Steigerung der Professionalität der Führungspersonen im Sinne eines „pädagogischen Leaderships“ von großer Bedeutung. Durch diese umfassenden Entwicklungsaufgaben kann eine Schule zu einer guten gesunden Schule werden, die das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aller Beteiligten nachhaltig fördert.
Lasst uns alle mit gutem Beispiel voran gehen und dafür sorgen, dass unsere eigenen Schulen den Anfang machen. Dann werden viele weitere folgen.
Und bei allem Engagement für ein gutes gesundes Schulklima sollte natürlich eines nicht vergessen werden: Die eigene Tasse dürfen wir immer gut gefüllt halten.
[1] Quelle: Brägger, G. & Posse, N. (2007). Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Evaluation in Schulen (IQES). Wie Schulen durch eine integrierte Gesundheits- und Qualitätsförderung besser werden können. Band 1: Schritte zur guten Schule. Bern: h.e.p Verlag.
Deine Linda
[2] https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrergesundheit-baerbel-wesselborg-was-den-lehrerberuf-so-stressig-macht/
Foto: Dall-e