Ich weiß ja nicht, wie das bei dir so aussieht, wenn du Lehrerin oder Teil einer Schulleitung bist, aber ich kenne diese Tage, die am besten 48 und nicht nur 24 Stunden haben sollten. Zwischen Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen, Elternabenden und der eigenen Familie (in meinem Fall mit Hund) blieb mir in der Vergangenheit oft kaum Zeit, mal durchzuatmen.
Das ist ja auch irgendwie klar, denn als Lehrkraft jonglieren wir schon so viele Aufgaben gleichzeitig, dass es manchmal schwierig wird, Beruf und Privatleben in Balance zu halten.
Aber genau deshalb ist eine gesunde Balance zwischen Schule und Privaten für uns Lehrer*innen so wichtig: Sie hilft uns, mit mehr Energie im Klassenzimmer zu stehen, unsere Kreativität zu bewahren – und dabei nicht uns selbst aus den Augen zu verlieren. In diesem Beitrag möchte ich dir 10 praktische Tricks vorstellen, die mir helfen aus meinem Alltag mehr für mich herauszuholen als nur das müde aufs Sofa Sinken am Abend. Los geht’s, lass uns gemeinsam daran arbeiten, ein bisschen mehr Ausgeglichenheit in unser Leben zu bringen!
- Setze klare Grenzen zwischen Schule und Freizeit
Wir alle kennen es: Der Schreibtisch stapelt sich mit Korrekturen, und die To-Do-Liste scheint endlos. Doch es ist wichtig, den Schulalltag bewusst zu beenden. Entscheide dich für feste Zeiten, an denen du „Feierabend“ machst – auch wenn nicht alles perfekt erledigt ist. Schule darf nicht deinen gesamten Alltag bestimmen. Dein Privatleben ist genauso wichtig! Bei mir zum Beispiel endet das Arbeiten für die Schule spätestens um 18.00 Uhr und am Sonntag habe ich (fast) immer „frei“.
- Plane bewusste Pausen – auch im Schulalltag
Die Pausenaufsicht, ein schnelles Gespräch mit Kolleg*innen oder der nächste Unterricht – oft bleibt wenig Zeit für dich selbst. Versuche, dir auch in deinem vollen Alltag kleine Pausen zu gönnen, in denen du wirklich abschaltest: Eine Tasse Tee im Lehrerzimmer, ein paar tiefe Atemzüge oder einfach ein Moment der Ruhe ohne Handy. Meine erste Pause beginnt zum Beispiel schon beim morgendlichen Betreten des Schulgebäudes, denn mein erster Weg nach dem zur Schule Laufen führt zu unserem Wasserspender, um meine Flasche zu füllen und erst einmal zwei, drei große Schlucke frisches Wasser zu trinken. Ein Genuss und eine Pause ganz für mich.
- Priorisiere deine Aufgaben – Perfektionismus ist nicht alles
Es ist okay, wenn nicht jede Unterrichtsstunde perfekt ist. Fokussiere dich auf die Aufgaben, die wirklich wichtig sind, und lasse los, was nicht unbedingt heute erledigt werden muss. Nutze dafür zum Beispiel die bekannte 80/20-Regel: Konzentriere dich auf die 20 %, die den größten Unterschied machen, und erlaube dir, „gut genug“ zu sein. Ich weiß, das ist gar nicht so einfach, aber wenn du es schaffst, dann hast du deutlich mehr Zeit für dich.
- Entwickle eine Morgenroutine für einen entspannten Start
Der Tag kann hektisch beginnen, aber wie du ihn startest, macht einen großen Unterschied. Schaffe dir eine kurze Morgenroutine – ob ein ruhiges Frühstück, ein paar Minuten Achtsamkeit oder einfach das bewusste Genießen deines warmen Wassers. Diese Momente gehören nur dir und helfen, mit Energie und Gelassenheit in den Schultag zu starten. Ich für meinen Teil kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie mein Morgen ohne meine ayurvedische Routine aus Ölziehen, Zunge schaben und warmen Wasser aussehen könnte. Diese 20 Minuten am Morgen gehören nur mir. Ich habe Zeit für einen Check-In mit meinem Nervensystem, kann spüren, wie es meinem Körper und meinem Geist an diesem Tag geht und für mich priorisieren, was an diesem Tag wichtig ist, um immer wieder zurück in die Balance zu finden.
- Lerne, Nein zu sagen – für deine eigene Gesundheit
Du musst nicht jede Vertretungsstunde übernehmen, bei jedem Schulfest mitplanen oder für jedes Problem die Lösung finden. Es ist in Ordnung, auch mal Nein zu sagen. Deine eigene Energie ist begrenzt, und wenn du sie immer nur für andere einsetzt, bleibt nichts mehr für dich selbst, denn aus einer leeren Tasse kann man nichts mehr teilen.
- Delegiere Aufgaben – auch als Lehrkraft möglich
Ich weiß, dieser Tipp klingt erst einmal merkwürdig, denn wir haben als Lehrkraft – zumindest in unsren Klassenzimmern – ja gefühlt erst einmal den Hut auf und tragen die Verantwortung. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, Aufgaben zu delegieren, um einfach auch innerhalb der Stunden mal durchzuatmen. Vielleicht kannst du Schüler*innen mehr Verantwortung übertragen, sei es beim Organisieren von Projekten oder bei der Gestaltung von Unterrichtseinheiten. Auch Kolleg*innen oder Eltern können dich in bestimmten Bereichen unterstützen. Delegieren bedeutet nicht, weniger engagiert zu sein – es zeigt, dass du bewusst mit deiner Zeit, deiner kostbarsten Ressource, umgehst.
- Bewegung als Ausgleich in deinen Alltag einbauen
Nach einem langen Tag im Klassenzimmer hilft Bewegung, den Kopf freizubekommen und Stress abzubauen. Ob ein Spaziergang, Yoga oder ein paar Dehnübungen – finde eine Art von Bewegung, die dir Freude macht, und integriere sie bewusst in deinen Tag. Schon kleine Einheiten können Wunder bewirken. Ich für meinen Teil habe mir angewöhnt, jeden Morgen zur Schule zu gehen. Diese 20 Minuten an der frischen Luft ermöglichen es mir, noch einmal bewusst mit mir und meinem Körper in Verbindung zu gehen und ich komme schon ganz anders in der Schule an.
- Digital Detox: Schule bleibt in der Schule
Die ständige Erreichbarkeit – per Mail oder Schul-App – kann dich überfordern. Setze dir feste Zeiten, wann du auf digitale Schulkommunikation reagierst, und lass nach Feierabend bewusst die Finger von dienstlichen Nachrichten. Deine Freizeit ist keine Verlängerung des Schultages. Schalte auch gerne dein Handy mal ganz aus und lege es am besten in ein angrenzendes Zimmer, um die von ihm ausgehende Ablenkung noch einmal zu reduzieren, ganz frei nach dem Motto: führe mich nicht in Versuchung.
- Pflege deine Beziehungen – sie sind dein Rückhalt
Kolleg*innen sind toll und können eine großartige Unterstützung sein, wenn der Alltag herausfordernd ist. Aber der Lebensraum Schule ist nicht alles in deinem Leben. Familie und Freund*innen sind wichtig, um Kraft zu tanken. Plane dir also regelmäßig bewusst Zeit für schöne gemeinsame Momente ein, die nichts mit Schule zu tun haben und in denen du ganz in deine liebste Gemeinschaft eintauchen kannst.
- Gönne dir Auszeiten – du hast sie dir verdient
Als Lehrkraft gibst du so viel von dir, dass es umso wichtiger ist, regelmäßig etwas für dich zu tun. Gönne dir bewusst kleine Auszeiten, sei es ein gemütlicher Abend ganz alleine mit dir auf dem Sofa, ein Hobby, bei dem du in den Flow eintauchst und ganz bei dir bist oder auch ein Wochenendausflug nur für dich. Diese Zeiten sind keine Verschwendung – sie sind eine Investition in deine Gesundheit und in deine große Kraftquelle, die Freude.
Wie du die 10 Tricks wirklich in deinen Alltag integrierst
Das klingt jetzt alles vielleicht schon wieder fast überfordernd, denn wie wir vorhin bereits festgestellt haben, ist der Schulalltag oft so vollgepackt ist, dass man sich fragt, wo man überhaupt anfangen soll und wie man noch etwas unterbekommen kann.
Gut, dass Veränderung nicht groß oder überwältigend sein muss – kleine Schritte sind der Schlüssel. Beginne damit, dir beispielsweise zwei oder drei der Tipps auszusuchen, die dich am meisten ansprechen. Vielleicht ist es die klare Trennung zwischen Schule und Freizeit oder das bewusste Einplanen von Pausen. Schreib dir diese Punkte auf und hänge sie gut sichtbar an deinen Schreibtisch oder den Kühlschrank, damit sie präsent bleiben oder schreibe sie dir direkt in deinen Kalender.
Ein Coaching-Tipp, den viele (Lehrkräfte) hilfreich finden: Verknüpfe neue Gewohnheiten mit etwas, das du ohnehin schon machst. Zum Beispiel könntest du deine Pausenroutine mit deinem morgendlichen Tee oder Kaffee verbinden.
Stell dir vor: Statt nebenbei noch E-Mails zu checken oder hektisch deine Tasche zu packen, setzt du dich bewusst für fünf Minuten hin. Nimm die Tasse in die Hand, spüre die Wärme, und atme ein paar Mal tief durch. Schau vielleicht kurz aus dem Fenster oder genieße die Ruhe, bevor der Trubel des Schultages beginnt. Es mag wie eine Kleinigkeit wirken, aber diese fünf Minuten nur für dich können dein Stresslevel deutlich senken und dir einen ruhigen Start in den Tag ermöglichen.
Ein anderes Beispiel: Nutze das Ende der letzten Unterrichtsstunde als festen Ankerpunkt, um deinen Tag bewusst abzuschließen. Sobald die Schüler*innen den Raum verlassen, bleibst du für ein bis zwei Minuten an deinem Platz sitzen. Atme tief ein und aus, schaue noch einmal auf deinen Tag zurück und überlege, was heute gut gelaufen ist. Schreib dir, wenn nötig, kurz auf, was du morgen erledigen möchtest – und dann klappst du das Buch (oder deinen Laptop) zu und sagst dir innerlich: „Feierabend.“ So ziehst du eine klare Grenze zwischen Schule und Freizeit und kannst mit einem freien Kopf nach Hause gehen.
Wichtig ist: Erwarte keine Perfektion! Es geht nicht darum, sofort alles umzusetzen, sondern kleine, realistische Schritte zu gehen. Und falls es mal nicht klappt – sei freundlich zu dir selbst. Veränderung ist ein Prozess, kein Sprint. Und das Beste? Schon kleine Veränderungen können eine große Wirkung auf deine Ausgeglichenheit und Energie haben. Du verdienst es, dir diese Zeit zu nehmen!
5 Takeaways für Lehrkräfte: So erreichst du eine bessere Work-Life-Balance
- Setze klare Grenzen und plane bewusst Pausen: Schule ist wichtig, aber dein Privatleben auch. Definiere feste Zeiten für deinen Feierabend und gönne dir kleine Momente der Ruhe – auch mitten im Schulalltag.
- Priorisieren statt perfektionieren: Nicht jede Stunde muss perfekt vorbereitet sein. Fokussiere dich auf das Wesentliche, delegiere Aufgaben, wo möglich, und erinnere dich daran, dass „gut genug“ oft ausreichend ist.
- Schaffe einen Ausgleich durch Bewegung und Entspannung: Ob ein Spaziergang, Yoga oder einfach ein paar Minuten tief durchatmen – finde kleine Routinen, die deinen Kopf freimachen und Stress abbauen.
- Pflege deine Beziehungen und sage auch mal Nein: Deine Familie, Freund*innen und Kolleg*innen sind ein Rückhalt. Plane Zeit für gemeinsame schöne Momente ein und überfordere dich nicht, indem du alles allein bewältigen willst.
- Digital Detox und bewusste Auszeiten: Lass nach Feierabend die dienstlichen E-Mails ruhen und nimm dir regelmäßig Zeit nur für dich. Ob ein Hobby, ein Wochenendausflug oder einfach mal Nichtstun – gönne dir Erholung, um langfristig gesund und motiviert zu bleiben.
Einladung an dich: das sind meine Takeaways und damit eine Antizipation von dem, was für dich wichtig sein könnte. Schreibe dir gerne in ein Journal oder in dein Handy deine 5 Takeaways – deine „Beute von heute“. J