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GANZ DA – Tipps für mehr Präsenz im Unterricht

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Wer sich gelassen und innerlich stark fühlt, kann souveräner vor der Klasse auftreten und wirksam unterrichten. mobile.schule gibt Lehrkräften Tipps für mehr Präsenz.

Gastbeitrag Gabi Schmidt – Magazin mobile.schule

„Sie brauchen Präsenz“ – spätestens im Referendariat tauchen solche Sätze auf, wenn es darum geht, wie man als Lehrerin oder Lehrer souverän vor der Klasse steht. Die meisten Menschen verstehen intuitiv, was mit „Präsenz“ gemeint ist: ganz da zu sein, Klarheit und Stärke auszustrahlen. Es gibt Definitionen, die mit Präsenz die Fähigkeit beschreiben, mit allen Sinnen den gegenwärtigen Moment wahrzunehmen. Andere wiederum bezeichnen mit Präsenz die Ausstrahlung eines Menschen. Eine Lehrkraft in der Schule braucht beides: Gegenwärtigkeit und Ausstrahlung.

Wie präsent wir sind, wird von unseren körperlichen Vorgängen, Gedanken, Gefühlen und Verhaltensmustern ebenso beeinflusst wie von unseren Lebenseinstellungen und Urteilen. Unsere Präsenz ist somit ein tiefgreifender Spiegel unserer Persönlichkeit und momentanen Zustands. Ein großer Präsenzräuber bei Lehrkräften ist Stress. Andauernder Stress bewirkt eine hohe innere Anspannung und kann zu einem permanent übererregten Nervensystem führen. Unser Gehirn rutscht dabei in den sogenannten Fight-or-Flight-Modus und gaukelt uns vor, überall würden Gefahren lauern. Wir werden überkritisch, fühlen uns leicht angegriffen und reagieren eher instinktgesteuert als vernünftig. Ein offener Blick und ein besonnenes Abwägen unseres Verhaltens sind dann nicht mehr möglich.

Mini-Lücken schaffen und sich Gutes tun

Wer präsent bleiben und wirksam unterrichten möchte, sollte sich deshalb eigenständig um einen guten Umgang mit Stress bemühen und sein Nervensystem regelmäßig herunterfahren, nicht nur am Wochenende oder in den Ferien, sondern immer wieder zwischendurch.

Im durchgetakteten Schulalltag können kleine Dinge einen Unterschied machen: Stressregulation kann damit beginnen, dass sich die Lehrkraft Mini-Lücken im Alltag schafft, in denen sie kurz innehält und sich bewusst entspannt. Mehrere kurze Unterbrechungen über den Tag verteilt, in denen sie zum Beispiel den Körper durchschüttelt oder abklopft, sich vorne über runter hängen lässt, tief durchatmet oder ganz bewusst die eigenen Füße spürt, können einen spannungsregulierenden Effekt haben. Solche Momente lassen sich überall einbauen: Vor der Stunde, während einer Stillarbeit, mit den Lernenden gemeinsam, zwischen zwei Stunden in einem leeren Klassenzimmer, in der Freistunde oder zu Hause als Pause bei Korrekturarbeiten.

Sport, Kino, Chorbesuch, Freunde treffen – im Idealfall sollten man mindestens einen Abend pro Woche und einen Tag am Wochenende arbeitsfrei halten und sich selbst etwas Gutes tun. Denn eine gute Selbstfürsorge ist die Basis für ein entspanntes, präsentes Auftreten.

Präsenz und Charisma

Eine besonders einnehmende Ausstrahlung bezeichnet man als Charisma. Charismatische Menschen begeistern andere mit ihren bildhaften Erzählungen, vermitteln Sicherheit und Souveränität und sind gleichzeitig liebenswürdig und aufmerksam. Früher dachte man, Charisma sei nicht erlernbar. Die psychologische Forschung hat dies widerlegt. Laut der Diplom-Psychologin Eva Wlodarek beruht eine charismatische Ausstrahlung auf drei Kernqualitäten: Wärme, Autorität und Interesse. Alle drei werden im Wesentlichen durch unsere innere Haltung hervorgerufen:

Wärme
Bei warmherzigen Menschen fühlen wir uns geborgen, gesehen und können uns leicht öffnen. In herausfordernden Schulsituationen ist Wärme jedoch nicht leicht beizubehalten. Selbst freundlichen Lehrkräften rutscht mitunter ein ungewollt scharfer Ton raus, den sie im Nachhinein bedauern. Hier hilft ein wohlwollendes Mindset: Wer versteht, dass hinter abweichendem Verhalten von Schüler/-innen oft verletzte Bedürfnisse stehen, kann dieses weniger persönlich nehmen und ruhiger bleiben. Mit diesem Blick können Lehrkräfte Grenzen setzen und gleichzeitig wertschätzend agieren. Nach Untersuchungen wie der Studie von John Hattie sind sie damit besonders wirksam.

Autorität
Echte Autorität entwickeln wir nicht durch ein Überlegenheitsgefühl oder durch Machtausübung, sondern durch innere Stärke. Dazu gehört ein gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl genauso wie starke Überzeugungen, die man deutlich nach außen vermittelt – mit einer geerdeten, aufrechten Körperhaltung und einem klaren, offenen Blick. Hier hilft es, sich regelmäßig Fragen zu stellen: Wann war ich bereits stark und wie hat sich das angefühlt? Was kann ich besonders gut? Was sind meine Werte und wofür möchte ich einstehen?

Interesse
Für einen lebendigen, motivierenden Unterricht ist die eigene Begeisterungsfähigkeit der Lehrkraft entscheidend. Sie kann sich deshalb fragen: Was interessiert mich an meinem Beruf, meinen Fächern oder am Unterrichten generell? Was ist heute gut gelungen? Was finde ich an jungen Menschen spannend? Was auch immer die Antwort ist – Lehrkräfte sollten das nähren, was sie interessiert und ihnen Freude bereitet – denn das erhöht auch die Motivation und Begeisterung der Lernenden.

Tipps für mehr Präsenz

  • Mehrere kurze Entspannungspausen über den Tag verteilt
  • Regelmäßig innehalten und wahrnehmen, was gerade los ist
  • Arbeitsfreie Zeit einhalten und sich Gutes tun
  • Ein wohlwollendes Mindset kultivieren
  • Sich auf eigene Stärken und Werte besinnen
  • Geerdete, aufrechte Haltung mit klarem, offenem Blick
  • Sich daran erinnern, was den Lehrberuf spannend macht

Abbildungen: © VectorMine / Shutterstock.com; Marion Koell

Gabi Schmidt
Gabi Schmidt
Gabi Schmidt ist ausgebildete Gymnasiallehrerin, studierte Sängerin und Schauspielerin sowie klinische Theatertherapeutin. Sie coacht seit über 15 Jahren Lehrkräfte zu den Themen Stimme, Präsenz und mentale Gesundheit.
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